Verlässliche Partner im Klimawandel: Unsere Bäume

Achtung: dieser Eintrag ist nicht mehr aktuell!

Sie begleiten uns im Gföhler Erlebnisbad, auf dem Spielplatz in der Parksiedlung und an der Mittelschule, in unseren Erholungswäldern am Stephanipark und auf dem Hausberg. Sie säumen unsere Straßen und unsere Plätze, sie sind Zeugen längst vergangener Zeiten und rüsten uns für die Zukunft: Unsere Bäume.

Bäume haben in Zeiten des Klimawandels einen besonderen Stellenwert – auch und gerade in der Stadt. Sie spenden Schatten, kühlen die Umgebung aktiv und sind als Gestaltungselemente nicht wegzudenken. Die Stadtgemeinde Gföhl nimmt ihre Verantwortung für ein angenehmes Ortsklima und ein sicheres Stadtleben sehr ernst und kümmert sich daher mit besonderem Augenmerk um den städtischen Baumbestand.


Bäume in der Stadt

Bäume im Siedlungsgebiet sind dabei keineswegs eine Erfindung der Neuzeit: Parks und Gartenanlagen gibt es seit der Antike, aus dem Mittelalter sind zahlreiche Beispiele für Gerichtseichen und Dorflinden bekannt. Auch die Linden entlang der Gföhler Kirche sind seit dem 18. Jahrhundert dokumentiert – auch wenn letztere erwiesener Maßen ein oder zweimal nachgepflanzt wurden.

Jetzt, wo sich das Klima so spürbar ändert, sind Bäume umso wichtiger, weil sie das Ortsklima frischer und kühler halten. Die wenigsten halten sich gern in der prallen Hitze am Stadtplatz auf. Man ist gern unter Bäumen, genießt ihren Schatten und – im Fall der Linden – auch ihren Duft. Ein voll funktionsfähiger Altbaum kühlt sein näheres Umfeld allein durch die Verdunstung von Wasser über seine Blätter um durchschnittlich 6°C. Bäume bieten Nist- und Nahrungsplätze für vielfältige Lebewesen, darunter zahlreiche Singvogelarten. Sie tragen wunderbar zum Ambiente bei und sind stille, aber unverzichtbare Begleiter unseres Stadtbildes.


Stadt-Bäume haben es nicht leicht

Dass so ein Baum, damit er seine angenehmen Wirkungen voll entfalten kann, mindestens 20 Jahre an seinem Platz stehen muss (meist noch länger), muss man sorgsam bedenken! Ein voll entwickelter Baum hat in seinem Leben als Stadtbaum bereits viel durchgemacht und auch in Zukunft noch viel erdulden: Hitze, Trockenheit, ätzenden Hundeurin, Streusalz am Straßenrand und vieles mehr. Schnell ist durch Bauarbeiten der sensible Wurzelraum zerstört. Alle diese Faktoren verkürzen ein Baumleben extrem: Eine Linde kann in freier Landschaft über 900 Jahre alt werden; in der Stadt sind es durchschnittlich nicht einmal 90! Der Klimawandel macht das alles nicht leichter: Einige unserer beliebtesten heimischen Baumarten gelten als „klimasensibel“, und lassen sich vielleicht in 20 oder 30 Jahren manchenorts gar nicht mehr erblicken, darunter z.B. der Bergahorn.

Der Zustand unserer Stadtbäume ist der Gemeindeverwaltung dabei sehr wichtig, denn ein Baum muss nicht ausschließlich gesund und funktionsfähig sein. Vielmehr noch: eine hohe Vitalität eines Baumes ist auch die wichtigste Grundlage für dessen Verkehrssicherheit. Klar, gefällt ist ein Baum recht schnell. Eine fachgerecht ausgeführte Neupflanzung (die den jungen Baum auch auf sein hartes Stadtleben vorbereitet) kostet aber viel Geld, und wie gesagt, erfüllt der neue Baum die Funktionen seines Vorgängers erst in 20 Jahren. Bis dahin hat es der Baum schwer an seinem Standort - und die Menschen, die auf Schatten und Kühle verzichten müssen, auch.


Stadtbäume professionell geprüft und gepflegt


Allein aus den oben genannten Gründen schon führt die Stadtgemeinde Gföhl seit 2015 einen digitalen Baumkataster, der von Baumsachverständigen der Firma Maschinenring-Service -Wien eGen gewartet und geführt wird. „Unser Team ist dafür bestens ausgebildet“, erklärt der zuständige Ansprechpartner der Abteilung „Baum- und Naturraummanagement“ des Maschinenring, Benedikt Wallner, MSc. „Die MitarbeiterInnen unseres Teams haben beispielsweise Forstwissenschaften, Biologie oder Landschaftsplanung studiert, und setzen sich täglich damit auseinander, was Bäume brauchen, welche Konflikte sie im alltäglichen Leben verursachen, und wie man mit ihnen umgehen muss, um möglichst reibungsfrei und vor allem unfallfrei mit ihnen zu leben.“

Der Baumkataster ist dabei das zentrale Element: Jeder Baum im Eigentum der Stadt ist darin aufgeführt, in einem Geoinformationssystem (GIS) verortet und mit einer ganzen Reihe an Daten beschrieben. Höhe, Kronendurchmesser und Stammumfang stellen nur die Basis dar; Vitalität, Entwicklungsstadium und Schadsymptome ergeben im Zusammenhang mit Daten über den Standort wie etwa Verdichtung oder Versiegelungsgrad ein Gesamtbild, das letztlich ein Urteil über den Baum, seinen Zustand und etwaige Sicherheitsbedenken erlaubt. All das ist digital festgehalten und wird in einem Turnus von 18 Monaten aktualisiert. Dieser Prozess wird „Baumkontrolle“ genannt und ist mit dem „Pickerl fürs Auto“ durchaus vergleichbar. Denn in diesen 18 Monaten kann sich viel ändern: Stürme, Eisbehänge, Baustellen, aber auch natürliche Absterbeprozesse, das Eindringen eines Holz zersetzenden Pilzes oder die Besiedelung durch einen Specht – all dies und vieles mehr kann Sicherheitsrisiken erzeugen. Manche Mängel am Baum sieht der Laie mit bloßem Auge, zum Beispiel abgestorbene Oberkronen. Andere Mängel, wie etwa den unauffälligen Brandkrustenpilz, der zum Umsturz völlig grüner Altbäume führen kann, verlangen ein fachkundiges Auge und können nur durch geschultes Personal zweifelsfrei eingeschätzt werden.

ein Auszug aus dem Kataster

Abbildung: Ausschnitt aus dem Baumkataster der Stadtgemeinde Gföhl: Jeder grüne Kreis stellt einen Baum dar, der sich im Gemeinde-Eigentum befindet. Die Fachinformationen zu Zustand und Maßnahmenbedarf können nach Wunsch angezeigt werden und ermöglichen so einen schnellen und sicheren Überblick.


Baumpflege mit Maß und Ziel

Sobald ein solches Sicherheitsrisiko erkannt und bewertet worden ist, können die passenden Maßnahmen angesetzt werden.

Auch hier dient der Baumkataster als das zentrale Verwaltungsinstrument. Denn in den Dateien des Baumkatasters ist genau dokumentiert, in welchem Zustand sich ein Baum befindet, ob er Mängel aufweist, und was an Baumpflege-Maßnahmen schon geschehen ist. Beim aktuellen Baum-Kontrollgang werden dann jeweils neue Maßnahmen hinzugefügt und ausgeführte Maßnahmen abgenommen.

Nicht nur bei der Kontrolle, sondern auch bei der Auswahl passender Pflegemaßnahmen sind Fachkunde, Sorgfalt und Weitblick gefragt. Nicht nur, weil die Gutachter die Haftung für die Unfallfreiheit für die Stadt übernehmen, sondern auch wegen des versteckten Wertes der Bäume. „Was die Wenigsten wissen“, führt der FLL-zertifizierte Baumkontrolleur (Anm.: FLL = Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.) des Maschinenring weiter aus, „ist, dass ein voll entwickelter Stadtbaum etwa 3.000 bis 4.000 € wert ist.“ Das ist nicht etwa aus der Luft gegriffen: Die Methode KOCH, die für solche Gehölzwertermittlungen herangezogen wird, ist gerichtlich in Österreich und Deutschland anerkannt und spiegelt wider, was z.B. an Pflanzkosten, Pflegekosten und Kapitalentwicklung über die Jahre in einem Baum steckt. Dieser Verantwortung gegenüber dem öffentlichen Eigentum und dem Baum an und für sich muss sich der Baumkontrolleur stets bewusst sein.

Aus Sicht eines Experten ist daher natürlich auch die Fällung eine von vielen möglichen Maßnahmen, um die Sicherheit eines Baumes herzustellen. Manche Bäume wären nur noch durch höchst kostspielige Pflege zu erhalten – hier ist durch den Experten die Erhaltungswürdigkeit oder -Fähigkeit  zu beurteilen - , oder bereits so sehr geschwächt, dass ein Erhalt technisch nicht machbar ist. „Meistens ist es aber bereits mit einer simplen Entfernung eines abgestorbenen Astes getan; der Aufwand ist minimal, die Kosten vergleichsweise gering, und der ansonsten völlig gesunde Baum kann weiter seine Funktionen erfüllen.“, erläutert einer der Baumkontrolleure des Maschinenring.

Von unbegründeten radikalen Rückschnitten (sog. Kappungen) hält man im Baumkontroll-Team des Maschinenring dagegen nichts. „Was da physiologisch und hormonell in einem Baum passiert, ist gar nicht vorzustellen. Natürlich treiben manche Baumarten nach einer Kappung sehr intensiv aus – die Leute begrüßen das im ersten Moment. Das ist aber eine Stressreaktion, die den Baum Kraft und Lebensjahrzehnte kostet. Sie öffnet so vielen Schädlingen Tür und Tor, und die Entwicklung des Baumes ist so sehr gestört, dass sich das Risiko eines Astbruches, einer Aushöhlung oder einer unterirdischen Wurzelfäule im Laufe der Jahre oft unentdeckt drastisch erhöht. Einige Baumarten halten eine Kappung zwei, drei Mal in ihrem Leben aus, andere sterben schon nach der ersten Kappung, vor allem an heißen trockenen Parkplätzen. Das Traurigste daran ist: Manche Baumbesitzer kappen ihre Bäume, um mehr Licht und weniger Laub zu haben. In weiterer Zukunft ist aber dann meist das Gegenteil der Fall, weil die Bäume nach der Schädigung durch die Kappung möglichst schnell möglichst viel Krone und Laub ausbilden wollen.“


Enge Zusammenarbeit in der Baumpflege

Die Baumpflegearbeiten sind in Art und Umfang von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich. Da auch nicht immer die gleichen Bäume involviert sind, sind Flexibilität und eine gute Ausstattung der Ausführenden gefragt. Dabei hat sich über die Jahre am besten bewährt, wenn Gemeindearbeiter und professionelle Baumpfleger vom Maschinenring Hand in Hand arbeiten.

Dass das seinen Effekt hat, zeigt sich in den Statistiken:

JahrAnzahl nötiger Baumpflege-Maßnahmen (insgesamt 523)

2015/16

194

2017

88

2018

105

2019/20

90

2021

46


Diese Maßnahmen beinhalten über die Jahre hinweg insgesamt 232 Totholzentfernungen, 82 Kronenpflege- und Kronenerziehungsschnitte an Jungbäumen, 58 Lichtraumprofilschnitte im Bereich von Straßen und Gehwegen, 35 Fällungen, 20 Freischnitte von Dachfassaden, Straßenlaternen, Verkehrszeichen etc., 21 Entfernungen akut gebrochener Äste, 9 Einkürzungen zur Verringerung der Windlast bei bruchgefährdeten Bäumen, 8 Einbaumaßnahmen von Kronensicherungs-Systemen und 6 eingehende gerätetechnische Untersuchungen zur Bestimmung der Sicherheit von Höhlungen, Spechtlöchern und beschädigten, statisch relevanten Wurzeln (Stand- und/oder Bruchsicherheit). Die restlichen 52 sind allfällige Maßnahmen.

Der Trend in Richtung Kostenersparnis ist dabei deutlich: je besser der Baumbestand gepflegt ist, desto weniger Maßnahmen kommen pro Jahr erneut auf die Gemeinde zu. Die aktuellen Baumpflegeabreiten für die Gemeindebäume sind bereits seit letztem Jahr abgeschlossen. Die nächste Kontrolle wird dann im Mai 2023 fällig.



Einige Zahlen aus dem Baumkataster

Die Stadt Gföhl lässt über den digitalen Baumkataster derzeit 451 verkehrssicherheits-relevante Einzelbäume und ca. drei Hektar waldähnliche Bestände verwalten und kontrollieren. Damit gewährt sie den Bürgern ein bestmögliches Maß an unfallfreier Naherholung im Schwimmbad, am Skulpturenpark, dem Mittelschulgelände und am Spielplatz an der Parksiedlung, im Hausbergpark, dem Stephanipark und weiteren Lokalitäten.

Der Baumbestand weist eine vergleichsweise sehr hohe Artenvielfalt auf. Die 20 häufigsten Baumarten in Gföhl sind in untenstehender Tabelle angeführt:

Deutscher NameAnzahlAnteil

Berg-Ahorn

58

12,39

Spitz-Ahorn

47

10,04

Winterlinde

32

6,84

Rosskastanie

20

4,27

Gemeine Esche

17

3,63

Vogelbeere

16

3,42

Eingriffliger Weißdorn

16

3,42

Platane

13

2,78

Walnuss

12

2,56

Säulenpappel

12

2,56

Sandbirke

12

2,56

Schwarzerle

12

2,56

Schwarzföhre

12

2,56

roter Spitzahorn

11

2,35

Scheinakazie

11

2,35

Sommerlinde

10

2,14

Baum-Hasel

9

1,92

Stieleiche

8

1,71

Hainbuche

8

1,71

Apfelbaum

7

1,5


Darüber hinaus beherbergt der Gföhler Baumbestand 47 weitere Baumarten und -sorten. Die hohe Vielfalt bietet eine gute Grundlage dafür, dass gerade im Klimawandel, aber auch bei zukünftigen Schädlingsaufkommen oder Pflanzenkrankheiten immer nur ein kleiner Teil des Baumbestandes gefährdet ist.


Diagramm


Diagramm, Balkendiagramm

Gesamtbewertung der Baumgesundheit

und Verkehrssicherheit des Baumes:


0 Keine Schäden und Einschränkungen

2 Geringfügige Schäden und/oder Einschränkungen

3 Deutliche Schäden und/oder Einschränkungen

4 Starke Schäden und/oder Einschränkungen

Diagramm, Wasserfalldiagramm

Diagramm: Der Versiegelungsgrad besagt, wieviel % der Fläche unterhalb der Baumkrone verbaut und dadurch wasser- und luftundurchlässig sind. Die allermeisten Gemeinde-Bäume in Gföhl finden unter dem Kronenbereich sehr viel unversiegelte Fläche, das meiste davon Rasen oder offener Boden. Lediglich 4 Bäume sind von Pflaster oder Asphalt so gut wie gänzlich eingepfercht.

Diagramm, Balkendiagramm


Aufgrund der vielen Freiflächen besteht auch für die Zukunft ein großes Potential für langlebige, sichere und funktionsfähige Baumbestände.


Autor: Benedikt Wallner, 2022